Schon lange, bevor ich wusste, dass mich eine meiner nächsten Reisen nach Sri Lanka führen würde, habe ich Artikel über die „Träne Indiens“ geschrieben. Viele, viele Artikel. Über die freundlichen Menschen. Das köstliche Essen. Die wunderschöne Natur. Darüber, wie sicher das Land für weibliche Reisende ist – und wie toll geeignet für Solo-Traveller. Guter Service, schöne Hotels und so entspannt wie Thailand vor 50 Jahren. Klingt doch wirklich verdammt gut, oder? Nach dem x-ten Artikel über die postkartenperfekten Strände und das köstliche Essen reichte es mir dann – und ich wollte das Land, in dem Milch und Honig (oder in diesem Fall eher weißer Sand und Curries) fließen, endlich auch mit eigenen Augen sehen.

Erwartung vs. Realität: Der tiefe Fall

Und dann kam ich an. Mit Erwartungen, die höher waren als die millionenhohen Followerzahlen der instagrammenden Reiseblogger, von denen ich mich hatte inspirieren lassen. Und ich fiel. Fiel in ein verdammt tiefes Enttäuschungsloch. Denn von dem magischen Wunderland, das von Magazinen und Blogs und Websites (ja, ich bekenne mich schuldig dafür, naiverweise meinen eigenen Teil der Sri-Lanka-Promo abgeliefert zu haben) gezeichnet wurde, war nicht viel zu sehen. In menschenleeren Hostels, bei den immer gleich unangenehm versalzenen Curries und mit all den einheimischen Männern, die mich anstarrten, als wäre ich das einzige nicht versalzene Essen im Lande (oder der Nachtisch), fühlte ich mich – gelinde gesagt – etwas unwohl. Liegt es an mir? Bin ich in den falschen Hostels? Esse in den falschen Restaurants? Laufe zu nackig rum? Aufstacheln will ich schließlich niemanden…

Vier Wochen – der erste Eindruck bleibt

Im Laufe meiner vier Wochen wurde es etwas besser, waren Hostels auch von anderen Backpackern bevölkert, traf ich andere alleinreisende Mädls, hatte ich ein paar wirklich leckere Essen. Dennoch, jeder einzelne Reisende, mit dem ich sprach, hatte die gleichen Geschichten zu erzählen, hatte die gleichen Eindrücke und Erfahrungen. Entweder du versteckst dich mit deinem Turtelpartner (gern auf Flitterwochen) in einem der Luxusressorts, oder du hangelst dich allein durch ein Land, in dem das Preis-Leistungs-Verhältnis weit unter Thailand, Vietnam oder auch Kambodscha liegt – und wirst dabei vermutlich auch von jedem noch so freundlich wirkenden Local derbe abgezogen. Und jedes einzelne Mädl bestätigte mir, was ich durchwegs fühlte:

„Wirklich sicher? Nein, sicher hab ich mich hier noch nirgends gefühlt“.

Und die Geschichten, die sie zu erzählen hatten…

Viel zu viele unschöne Geschichten

Die Britin mit sri lankischen Wurzeln, die einen Drink bestellen wollte und aus der Bar geschleift wurde, weil sie zu sehr wie eine Einheimische aussah und das Lokal eine „Foreigners-only“-Politik hatte. Die Dänin, deren Freundinnen nachts mit dem Bus unterwegs waren, und denen ein Einheimischer einfach auf den Rucksack masturbiert hatte – mitten im fahrenden, halbvollen Bus. Die Amerikanerin, die nicht nur von einem Mönch, sondern auch vom Vater in der Workaway-Gastfamilie begrabscht wurde – während seine Frau zusah. Die Deutschen, deren Bekannte in einer Bar einen Schlag ins Gesicht abbekam, weil sie nicht mit einem der Einheimischen nach Hause gehen wollte. Und das sind nur wenige der unzähligen “Anekdoten”, die mir jede einzelne Frau erzählte.

Woran liegt’s?

Und gemeinsam fragten wir uns, überlegten wir, versuchten wir, daraufzukommen, warum jede einzelne von uns andauernd, von verschiedensten Quellen, von Blogs und Bekannten und in Reiseberichten gehört hatte, wie sicher Sri Lanka sei, was für eine gute Wahl für die unabhängige Solo-Travellerin.  Hatten wir Pech? Benahmen wir uns falsch? War eine Verschwörung, eine massive Image-Polier-Kampagne Landes im Spiel, auf die wir alle gemeinsam, Frauen aus den verschiedensten Ländern rund um die Welt, reingefallen waren?

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