Praxisbeispiel aus dem Reisemarketing: Hergeschenkt ist überraschenderweise nicht umsonst, sondern super investiert …
Ich war vor kurzem für einen Städtetrip in Melbourne, im Hotel Ovolo Laneways (not sponsored, just my thoughts!). Das hatte ein ausgesprochen interessantes Marketing-Konzept: Gratis-Goodies. Und ich spreche hier nicht von Bademantel und Hausschuhen, die viele Gäste ganz automatisch als Souvenir einpacken. Nein, das Ovolo fährt schwerere Geschütze auf: eine „Räubertasche“ mit australischen Süßigkeiten im Zimmer, kostenfreie Getränke aus der Minibar, eine Happy-Hour mit gratis Bier, Rot-, Rose und Weißwein, eine Candybar mit Gummibärchen, Zuckerln und so weiter und rund um die Uhr Self-Serve-Kaffee und Tee. Ihr seht also, die lieben Ovolos setzen schwer auf die Soft Spots ihrer Gäste – Alkohol und Zucker.
Naturgemäß war ich vor dem Einchecken recht skeptisch und erwartete sauren Wein, Wasser in der Minibar und diese winzigen Mini-Haribo-Tütchen – besonders auch, weil das Ovolo nicht unbedingt teurer ist als andere Hotels in vergleichbarer Lage. Aber nein: alles so wie versprochen. All you can eat, all you can drink! Bier, Saft und lokaler Wein aus Victoria im Zimmer, die Bonbongläser schön gut gefüllt und Flat Whites, die zwar aus dem Automaten kommen, aber trotzdem überraschend genießbar sind.
selbstbeherrschung, ganz selbstverständlich
Und was machst du, wenn du plötzlich überraschenderweise wirklich so viele kleine Gönn-Dir-Optionen hast? Du nimmst dir ein bisschen hiervon und ein bisschen davon und genießt das Gefühl, dass du keine Limitierungen hast. Aber weil du in einer Stadt bist, in der du höchstwahrscheinlich ohnehin ausgehst und dich satt isst und trinkst, hält sich dein Appetit in der Zeit im Hotel in Grenzen – und dein Süßigkeiten- und Getränkekonsum ebenfalls.
Wenn plötzlich unerwartet alles gratis ist, nimmst du dir ein bisschen hiervon und ein bisschen davon – und schon bist du wieder weg.
Ich habe das besonders bei der Happy Hour beobachtet: Ein Gläschen, vielleicht auch zwei, und dann waren die meisten Gäste wieder weg. Diese Konsummenge kostet das Hotel kein Heidengeld, aber der Gedanke „Ich kann ja mehr, wenn ich will“ hinterlässt einen unglaublich süßen Nachgeschmack (der so gar nichts mit den Gummibären zu tun hat) beim Gast.
Keine limits - das geheimnis?
Wäre das Ganze hingegen mit Limitierungen wie „maximal zwei Gläser pro Gast“ im Kleingedruckten gekommen, hätte ich – und garantiert auch die meisten meiner Reisegenossen – auf jeden Fall versucht, diese auch zu trinken. Verbotene – oder limitierte – Früchte sind eben einfach interessanter.
Verbotene – oder limitierte – Früchte sind eben einfach interessanter als die, die endlos verfügbar sind.
Ich will damit nicht sagen, dass All-you-can-eat immer zur Konsumation in Maßen führt – bei All-Inclusive-Clubs zum Beispiel ist das garantiert nicht der Fall. Der gravierende Unterschied: Beim All-Inclusive-Urlaub weiß ich, dass ich für Buffet und Co bezahle, und will dann natürlich auch den Wert meines Geldes „hereinholen“. Beim Städtetrip erwarte ich aus kulinarischer Sicht nicht viel von meinem Hotel – alles, was dann als Extras angeboten wird, sehe ich als „Geschenk“, das ich ganz selbstverständlich in Maßen und mit Selbstkontrolle genieße.
Gratis-Goodies – ich bin offenbar nicht resistent
Obwohl ich natürlich weiß, dass Gratis-Goodies ein Element von fast jedem guten Marketing-Konzept sind, war ich schwer beeindruckt davon, auf wie vielen Ebenen die kostenfreien Extras hier funktionieren – und zwar für Gast und Hotel gleichermaßen!
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