Bis zum Ende meiner vierwöchigen Reise fand ich nicht „den einen“ Grund dafür, wie diese Missinformationen, wie frauen- und solo-reisende-freundlich Sri Lanka doch sei, zu Stande kamen. 

Nun, da ich wieder im sicheren (wenn auch winterkalten) Sydney sitze, in dem ich einfach nur ein Mädl bin wie jedes andere und in dem mir fast niemand mehr „Hey Baby“ hinterherschreit, während ich mit Kopfhörern in den Ohren auf meinem Handy tippe, haben sich in meiner Erinnerung zumindest einzelne Puzzlestücke zusammengesetzt.

Was ich erwartet habe

  • Die Erwartungshaltung spielt garantiert eine große Rolle: Hätte ich nicht zuvor schon so viel Positives vom Land gehört, wären die Enttäuschungen geringer und die Sonnenseiten bestimmt heller gewesen.
  • Dann meine Reiseroute: Ich startete in der Nebensaison an der Westküste, wo kaum andere Reisende unterwegs waren. Negatives Benehmen von den Locals fällt natürlich viel mehr auf, wenn du die einzige fremde Frau bist, die auf der Straße unterwegs ist. An der Ostküste war die Situation besser – aber auch nur in den Touristenzentren. Verließ ich diese auf meinem Mietroller, riefen mir Tuktuk-Fahrer und Fußgänger hinterher – während ich fuhr.
  • Und die Reisegesellschaft: Wäre ich mit meinem Freund unterwegs gewesen, wären all diese Belästigungen vermutlich maximal für einen Lacher gut gewesen.
  • Vielleicht auch die Vergleiche: Wer Sri Lanka und Indien gegenüberstellt, fühlt sich in Sri Lanka vermutlich um einiges sicherer. Kommt man aber (so wie ich) aus dem ruhigen, entspannten Laos, ist ein Kulturschock par excellance garantiert.
  • Vielleicht ist es auch die Wahrnehmung: Vielleicht gibt es Mädchen, die dieses überschäumende Interesse der Männer als positiv und freundlich wahrnehmen. Vielleicht.

Ich will einfach nicht

Und dennoch: Selbst all diesen Gegenargumente und Rechtfertigungen, mit denen ich meinem letzten Reiseziel einen goldenen Schleier verpassen will, ziehen einfach nicht. Ich bin garantiert keine Mega-Feministin – aber ich will nicht so anders behandelt werden als ein Mann. Will nicht jedes Mal, wenn ich mein Hostel verlasse, überlegen, ob ich nicht noch ein bisschen mehr anziehen sollte. Will abends die Wahl haben zwischen zu Fuß gehen und ein Tuktuk nehmen. Will freundlich sein zu den Locals, Männern und Frauen, und mit einem Lächeln durch die Straßen gehen, ohne dass das von Passanten sofort als Einladung in mein Höschen gesehen wird.

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